Das Geburtshaus des Tizian

Wir befinden uns in Pieve di Cadore, in dem Familienhaus, wo Tizian Vecellio geboren wurde. Das Gebäude entging den Verwüstungen und Repressalien der deutschen Soldaten während des Großen Venezianerkrieges im 15. Jahrhundert. Zur Zeit seiner Erbauung war es das typische Wohnhaus einer prominenten lokalen Familie, zu deren Mitgliedern angesehene Persönlichkeiten gehörten: Notare, Holzhändler und Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens.

Das heutige Erscheinungsbild hingegen ist das Ergebnis von Arbeiten, die die Magnifica Comunità di Cadore (Eigentümerin des Gebäudes seit 1926) in den Jahren 1928-30 beim Ingenieur Giuseppe Palatini aus Pieve di Cadore in Auftrag gab. Der vordere Teil war vor den Arbeiten das Ergebnis einer Mitte des 18. Jahrhunderts von den damaligen Eigentümern vorgenommenen Erweiterung, wodurch die alte Fassade verdeckt wurde. Er wurde abgerissen und bei den Abbrucharbeiten kamen die alten Türen und Fenster des ursprünglichen Gebäudes, sowie kleine Öffnungen, die für das 15. Jahrhundert typisch sind, wieder zum Vorschein.

Das heutige Gebäude besteht aus zwei Stockwerken aus Mauerwerk mit unregelmäßigem Grundriss. Seine äußeren Merkmale sind die Balkone, eine Holzaußentreppe und ein Schrägdach mit Schindeldeckung. Im Erdgeschoss beherbergt der große Saal mit Holzfußboden eine Sammlung von Reproduktionen der tizianischen Zeichnungssammlung aus den Uffizien in Florenz und eine Dokumentation über den Maler. Über eine steile Holztreppe gelangt man in das Obergeschoss: in den fünf stimmungsvollen Räumen lebte Tizian während seiner Kindheit und später – nach seiner Übersiedlung nach Venedig – wenn er in seine Heimat zurückkehrte.

Am 17. Dezember 1922 wurde das Haus durch den königlichen Erlass Nr. 1725 zum Nationaldenkmal erklärt. Nach Abschluss der Arbeiten wurde es am 7. August 1932 unter dem Vorsitz des Rechtsanwalts Celso Fabbro eingeweiht. Die ehem. Königliche Akademie Italiens, vertreten durch Ugo Ojetti, hielt die Gedenkrede, die später auch gedruckt und veröffentlicht wurde. Der einst bescheidene Wohnsitz eines jungen Berglers, der in seinen jungen Jahren aus Cadore in die Hauptstadt der Lagune zog und zum Protagonisten der Malerei des 16. Jahrhunderts wurde, ist seitdem für die Öffentlichkeit zugänglich. Für viele ist er heute ein „Ort des Herzens“ und die Magnifica Comunità di Cadore hat sich gegenüber der Menschheit verpflichtet, ihn zu bewahren.